Von einer gemeinsamen Motivation, Geschichte präsent und greifbar zu machen

Das Interdisziplinäre Forschungsseminar „Revolution und Demokratie – Der Einzug der Moderne in die Provinz 1918-1933“ findet in Zusammenarbeit der Hochschule Nordhausen mit dem Stadtarchiv Nordhausen statt. Es hat zum Ziel, Studierenden das Thema Geschichte und Gegenwart so greifbar wie möglich zu machen.

Dr. Wolfram G. Theilemann, Leiter des Stadtarchivs Nordhausen, gibt Studierenden der HSN einen Einblick in die Archivarbeit

Anlässlich des 100. Jahrestages der Novemberrevolution von 1918, in deren Folge die Weimarer Republik gegründet wurde, hat der Landesverband Thüringen im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. zusammen mit dem Verein Weimarer Republik e.V. und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen e.V. zur Mitarbeit am Projekt „Revolution und Demokratie – Der Einzug der Moderne in die Provinz“ aufgerufen.
„Herr Dr. Theilemann, der Leiter des Stadtarchivs Nordhausen, stellte mir Mitte letzten Jahres mit großem Enthusiasmus das Vorhaben der Projektförderer vor. Wir haben unsere Synergieeffekte in mehreren Gesprächen zusammengetragen, sodass dieses Projekt langsam Form annahm“, so berichtet Geisteswissenschaftlerin Dr. Marie-Luis Zahradnik, Mitarbeiterin an der Hochschule Nordhausen, über den Beginn der Zusammenarbeit.
In diesem Sommersemester konnte dann das Projekt als Forschungsseminar an der Hochschule Nordhausen für die Studierenden des Bachelorstudiengangs Öffentliche Betriebswirtschaft/Public Management und des Masterstudiengangs Public Management & Governance angeboten werden. Geleitet von Dr. Zahradnik hat das Seminar zum Ziel, wesentliche Methoden der Geschichtsforschung sowie eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Umbrüchen und deren Nachwirkungen zu vermitteln.
„Es geht besonders darum, dass die Teilnehmenden und später auch die Öffentlichkeit, welcher die Ergebnisse der Arbeit präsentiert wird, für sich erkennen, wie wichtig Demokratie für den Einzelnen, eine Gesellschaft, eine Gemeinde oder ein Land ist, und wie sie in der Geschichte hart erkämpft wurde. Sie sollen aber auch die Schwächen von Demokratie erkennen, und als Verwaltungsstudierende mit in ihrer weiteren Studienzeit und in ihrer späteren beruflichen Laufbahn z. B. als Beamte berücksichtigen“, so das Anliegen von Dr. Zahradnik.
Bei Fachtagungen zum Thema Novemberrevolution 1918 stellten Forscher kritisch heraus, dass es aktuell kaum Untersuchungen über diese Zeit mit dem Fokus auf kleinere Städte und auf die kommunale Verwaltung gibt. Sie würden die Forschungen zur Revolution und über ihre Folgezeit erheblich vervollständigen. Wohl ist dies auch ein Grund dafür, dass die Erinnerungsarbeit zu diesem Thema wenig präsent ist. So berücksichtigt das Projekt auch diesen Aspekt, den die Studierenden sowie die Praktikantin des Stadtarchivs Saskia Zweck, Masterstudentin an der Universität Erfurt, aufarbeiten wollen.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Nordhausen erhalten die Studierenden nicht nur die klassische Lehrstoffvermittlung in einem Seminarraum der Hochschule, sondern können das Archiv als Lern- und Forschungsort nutzen, um so nah wie möglich an der Geschichte zu arbeiten. Bei dem ersten Besuch der Teilnehmenden im Stadtarchiv löste sich schnell die scheinbare Barriere vor historischen Dokumenten durch die kompetente Herangehensweise bei der Einführung in die Archivarbeit von Dr. Theilemann und seinen Kolleginnen und Kollegen. Der Archivleiter thematisierte die Aspekte Macht von Herrschaften und von Behörden gegenüber Mitmenschen mit eindrucksvollen Beispielen aus der Vergangenheit. Doch gab er den Studierenden zu verstehen, dass „man sich ein Archiv nicht nur als Fundus zum Schreiben von dicken Büchern über geschichtliche Ereignisse vorstellen darf, sondern viel mehr wird in einem Archiv Verwaltungsarbeit umgesetzt“, so Dr. Theilemann. Während der Einführung wurden den Teilnehmenden nicht nur die Möglichkeiten der Mediennutzung im Archiv vorstellt, sondern sie erhielten auch einen Einblick in das Magazin des Archivs.
Des Weiteren ist eine Exkursion zum Tagesseminar „Das lange Ende des Ersten Weltkriegs. Europa zwischen gewaltsamer Neuordnung und Nationalstaatsbildung“ der Stiftung Ettersberg und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen nach Erfurt geplant, damit die Seminarteilnehmenden Kontakt mit der aktuellen Forschung erhalten und gesammelte Eindrücke und Impulse für ihre Arbeit mitnehmen können.
Zusammen wird das Thema in Geschichte und Gegenwart aufgearbeitet, mündend in Texte für eine Bannerausstellung im November 2018 und in einer öffentlichen Präsentation der Forschungsergebnisse, „denn Wissenschaft geht alle etwas an“, so Dr. Zahradnik.
egenwart so greifbar wie möglich zu machen.