PM 81/05: Großes Kolloquium zum Geodatenaustausch an der Fachhochschule Nordhausen

Kolloquium zeigt wichtigen praxisnahen Forschungserfolg. Ein Geodateninformationssystem wurde in der Einheitsgemeinde Ellrich erfolgreich gestartet. Der Zielgruppe, den kleinen und mittleren Gemeinden Thüringens, eröffnen sich zahlreiche praxisnahe Anwendungsmöglichkeiten.

 

Nordhausen (FHPN) Große Freude herrschte am 04. 11.2005 an der Fachhochschule Nordhausen. Das erste speziell auf kleine und mittlere Gemeinden zugeschnittene Geodateninformationssystem ist in der Einheitsgemeinde Ellrich erfolgreich gestartet worden. Anlässlich dieses Ereignisses veranstaltete die Hochschule ein großes Kolloquium mit über achtzig Teilnehmern aus ganz Thüringen, um gemeinsam mit allen Beteiligten die Erfolge aufzuzeigen.

Doch was bedeutet "Geodateninformationssystem", kurz GIS, nun eigentlich für den normalen Menschen? "Alle Menschen brauchen Informationen zu ihrer Umwelt, um planen zu können", so Herr Stuth, der die wissenschaftliche Seite des Projektes betreut. Der Unternehmer will wissen, ob er sein Gewerbe auf dem Gelände X errichten kann (Thema Altlasten). Der Bürgermeister will sich informieren, ob auch seiner Gemeinde zukünftig Überschwemmungen drohen und wie er seine Bürger davor schützen kann. Selbst der Bauarbeiter sollte sich vorher erkundigen, was sich unter dem Stückchen Rasen verbirgt, auf dem er gerade seinen Bagger ansetzt. Im Falle einer Gasleitung könnte diese Information sein Leben erheblich verlängern. Und auch die Gemeinde will wissen, wem ein Grundstück eigentlich gehört, um dieser Person den Bescheid für die Grundsteuer zukommen zu lassen. All diese Informationen sind Geodaten. Der Experte unterscheidet dabei in Geobasisdaten und Geofachdaten. Erstere sind alle messbaren Informationen der Erdoberfläche. Die Geofachdaten gehen unter die Oberfläche und führen etwa die Bodenbeschaffenheit genauso auf wie die Fließmenge eines Flusses (s. Überschwemmung). Hierzu zählen auch kommunale Fachdaten und die Fachdaten Dritter. Der Verlauf der eingangs erwähnten Gasleitung wäre eine solche Information Dritter, nämlich der Versorgungsbetriebe.

Nun verfügen große Kommunen wie Nordhausen bereits über kooperierende Einrichtungen wie Katasteramt, Amt für Umweltschutz oder auch die Stadtwerke, die all diese Informationen sammeln und den Bürgern oder Behörden in einem GIS zur Verfügung stellen. Kleinen Gemeinden sind hier aber Grenzen gesetzt. Sie haben einfach nicht die nötige Infrastruktur, all diese Informationen aufzuarbeiten und sie den Menschen schnell und in qualitativ hochwertiger Form zur Verfügung zu stellen. Quälend lange Genehmigungszeiten, langwierige Bauleitplanungen und kostspielige Fremdvergaben sind die Folgen. Ein Standortnachteil, der insbesondere den dünn besiedelten Norden Thüringens trifft. Im schlimmsten Fall den Baggerfahrer, der nicht so lange auf die erforderliche Auskunft warten wollte.

Mittels dieses GIS für kleine und mittlere Gemeinden hat sich die Fachhochschule Nordhausen den Problemen der kleinen Kommunen Thüringens angenommen. "Doch hierfür bedurfte es der Vernetzung und der Mitarbeit aller relevanten Wissensträger Thüringens", so der Projektorganisator Dr. Poerschke vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften der FH Nordhausen. Welche Herkunft und Komplexität das zu sammelnde Datenmaterial aufweist, zeigt die Rednerliste der beteiligten Wissenslieferanten und Projektpartnern. Den Herren Engel (TLVermGeo), Peter (GStB), Reinhardt (TLUG) und Wilke (AWZV) sei daher hier nicht nur gedankt. Vielmehr verlangt das Engagement der Projektpartner, auch die vollständigen Namen ihrer Institutionen dem Bürger zu vermitteln. Denn was so abstrakt klingt, sind für die Bürger wichtige und akribisch arbeitende Informationsaufbereiter. Es waren und sind das Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation, der Gemeinde- und Städtebund Thüringens, die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie sowie der Abwasserzweckverband Südharz, die dem GIS die wichtigen Daten zuarbeiten.

Und so freute sich auch der Rektor der FHN, Prof. Dr. Wagner, in seiner Begrüßung auf den Erfolg praxisnaher Forschung an der FHN zum Wohle Thüringer Kommunen hinweisen zu können. Er brachte daher seine Hoffnung zum Ausdruck, dass viele Thüringer Gemeinden dem Beispiel der Gemeinde Ellrich folgen. Bereits im April/Mai nächsten Jahres lud Herr Wagner die Projektpartner ein, sich in einem Workshop an der FHN erneut zum Stand des Projektes auszutauschen.