Neues Forschungsinstitut an der Fachhochschule Nordhausen eingeweiht - der Wissenschaftler und Erfinder August Ephraim Kramer stand Namenspate für das August-Kramer-Institut

Nordhausen (FHPN) An der Fachhochschule Nordhausen wurde gestern in einem feierlichen Akt und in Anwesenheit des Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus und des Thüringer Kultusministers Prof. Dr. Jens Goebel ein Forschungszentrum für Stoffstrom-, Energie- und Flächenmanagement eingeweiht. Es soll neben einer weiter verbesserten Ausbildung der Studierenden besonders der Wirtschaft zugute kommen.

Aus den Händen von Ministerpräsident Althaus erhält der Rektor der FHN, Prof. Dr. Jörg Wagner, symbolisch den Schlüssel zum Institut

Bundesweit nimmt die Nordthüringer Hochschule damit eine Vorreiterrolle ein, denn Forschungseinrichtungen dieser Art und Größe sind bei Fachhochschulen bisher eine Seltenheit. Schließlich wurden allein 4,643 Millionen Euro in die Baumaßnahmen für das Laborgebäude und die Außenanlagen investiert. Diese Summe berücksichtigt dabei nicht einmal den Umstand, dass eine denkmalgeschützte aber bisher ungenutzte Werkshalle auf dem Hochschulgelände für die Aufnahme der Labore genutzt werden konnte. Zusätzlich flossen noch einmal 1,357 Millionen Euro in die Erstausstattung der Einrichtung. Ermöglicht wurde die Finanzierung durch eine 75%ige Förderung seitens des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die restlichen 25% teilten sich der Freistaat Thüringen und der Bund aus Mitteln des Hochschulbaus. Die Tatsache, dass die Errichtung dieses Institutes aus dem Regionalfonds der EU gefördert wurde, zeigt die Ausrichtung der Fachhochschule Nordhausen: Neben einer praxisnahen Ausbildung für ihre Studierenden strebt sie nämlich eine intensive Zusammenarbeit mit der Wirtschaft an. Durch Auftragsforschung und kooperative Zusammenarbeit auf verschiedenen Wissenschaftsgebieten sollen die Forschungsergebnisse unmittelbar den Unternehmen zugute kommen. Dabei werden ausgetretene Pfade verlassen. Dies spiegelt sich besonders in den Studiengängen des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften wieder, der das Forschungsinstitut betreibt. Mit dem bundesweit einzigartigem Studiengang Flächen- und Stoffrecycling werden neue zukunftsweisende Branchen- und Berufsfelder bedient. Aufgabengebiete des Flächenrecyclings sind die Behandlung industrieller Brachflächen, die Beseitigung von Bergbaufolgen und die Renaturierung durch Menschen zerstörter Naturflächen. Das Institut ist neben drei Laboren für diesen Bereich eigens mit einem Phytotechnikum (Forschungsgewächshaus) aus-gestattet, um neue Lösungsansätze zu erproben.

Hinter dem Begriff des Stoffrecyclings verbirgt sich die Wiederverwertung von Abfällen. Hierfür werden in zwei Laboren und einer der modernsten Biogasanlagen Technologien entwickelt, die es ermöglichen, Abfallstoffe als Sekundärrohstoffe zu nutzen und nicht wie bisher auf Deponien zu entsorgen.

Auch der im August-Kramer-Institut stark vertretene Bereich der Regenerativen Energietechnik bedient eine wachsende Nachfrage - die nach neuer und umweltschonender Art der Energiegewinnung abseits der Abhängigkeiten von Gas, Öl und Kohle. Hier werden Lösungen gesucht, die in der Praxis Anwendung finden, da sie zugleich Effizienz versprechen. Für diesen Bereich verfügt das August-Kramer-Institut über Geothermieanlagen (Erdsonden und Flächenabsorber), Photovoltaik- und Solarthermieversuchsfelder, einer eigenen Windkraftanlage und der bereits erwähnten Biogasanlage, die von den Stoffrecyclern bestückt wird.

Abgerundet wird die Forschungspalette durch das Hydropulslabor der Verfahrenstechniker. Mittels einem der weltweit modernsten Prüfsysteme für Festigkeits-untersuchungen an dynamisch beanspruchten Bauteilen können Firmen auf höchstem Niveau bei ihrer Produktentwicklung beraten werden.

Die Wahl August Kramers zum Namensgeber hat daher auch eine doppelte Bedeutung. Der Erfinder des Zeigertelegrafen war nicht nur ein Sohn Nordhausens und damit dem Standort der Hochschule bereits eine Ehrung wert. Vielmehr wechselte der Gymnasiallehrer August Kramer selber beruflich in die freie Wirtschaft, namentlich in den Eisenbahnbau, um seine Erfindungen auf dem Gebiet der Telegrafie besser vermarkten zu können. Genau dies beabsichtigt nun die Fachhochschule Nordhausen mit ihrem neuen Institut - hinaus in die Wirtschaft zu gehen und ihre Forschungsleistungen offensiv anzubieten. Die Stimmung während der Feierlichkeit war entsprechend erwartungsfroh und siehe da: die ersten Unternehmer fanden sich schon zur Einweihung ein und bekundeten bereits ihr Interesse am neuen August-Kramer-Institut.

 

Pressemitteilung 08/2006