Brachflächen in Thüringen: Großes Symposium an Fachhochschule Nordhausen zeigt Lösungen auf

Nordhausen (FHPN) "Fläche im Kreis" lautete der Titel einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Problematik der Brachflächen in Thüringen beschäftigte. Im gestrigen Abschlusssymposium im AUGUST-KRAMER-INSTITUT der Fachhochschule Nordhausen wurden die Ergebnisse zusammengetragen und Lösungen aufgezeigt.

50 Quadratmeter Brachfläche kommen derzeit noch auf jeden Einwohner im Freistaat. In der Gesamtheit stellt dies große Herausforderungen an die Landschafts- und Städteplanung ebenso wie an den Umweltschutz und die Wirtschaftsförderung. Um der Problematik begegnen zu können, mussten die vorhandenen Brachflächen erfasst und analysiert werden. Der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Prof. Dr. C. Juckenack, stellte die Ergebnisse nicht ohne Dank an die beteiligten Projektpartner vor, allen voran die Fachhochschule Nordhausen und die Regionale Planungsgemeinschaft. Gerade die FHN sei durch ihren Studiengang Flächen- und Stoffrecycling mit den entsprechenden Kompetenzen auf diesem Gebiet versehen. Das zusammengetragene Material zeige, wie umfänglich die Thematik sei, so dass mit einer einfachen Einzelmaßnahme der Aufgabe nicht beizukommen sei. "Brachflächen als Chance zu verstehen", wurde Staatssekretär Juckenack aber auch nicht müde zu betonen. Hierfür muss ein Masterplan her, der alle Aspekte berücksichtigt. Derzeit befinden sich knapp 60 % der Brachflächen in privater Hand, gut 30 % sind Landesliegenschaften und nur etwa 10 % gehören den Kommunen selbst. Somit stehen die am meisten betroffenen Gemeinden und Städte mit dem kleinsten Handlungsspielraum diesem Problem gegenüber. Eine genauere Analyse zeige zudem auf, dass 15 % der Fläche begehrter Grund sei, der ohnehin alsbald einer Nutzung zugeführt werden wird. Etwa 40 % können durch Zusammenarbeit privater und öffentlich-rechtlicher Träger wieder genutzt werden. Somit verbleiben ca. 45 % der Brachen, die ohne staatliche Förderung weder renaturiert noch einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden können. Hier wird die Politik ansetzen müssen, da derzeit sogar noch weit über 30 ha Fläche pro Tag "verbraucht" wird, wie die Nutzung von Natur durch den Menschen von den Fachleuten bezeichnet wird. Der Ansatz muss daher sein, finanzielle Anreize zu schaffen und so Flächenrecycling attraktiver als Flächenverbrauch zu machen. In Anlehnung an den erfolgreichen Emissionshandel, der zu einem deutlichen Rückgang von Schadstoffen geführt hat, sollte daher auch über handelbare Flächenzertifikate geredet werden. "Verbraucher" von Flächen würden so zugleich Flächenrecycling attraktiver machen. Die Landesregierung hat schon reagiert und die durch "Fläche im Kreis" gewonnen Erkenntnisse bereits im Thüringer Gesetz für Natur und Landschaft aufgenommen. Weitere Ergebnisse der Nordhäuser Tagung werden daher in Erfurt mit großem Interesse entgegengenommen.

 

Nr. 065/2006