Ungenutzte Flächen - Ein bedeutender Rohstoff

Nordhausen (FHPN) Den Strukturwandel aktiv unterstützen und mitgestalten ist die zentrale Botschaft von zwei Veranstaltungen zum Flächenmanagement, die in der Woche vom 01. bis 05.12.2003 in Erfurt stattfinden. Veranstalter sind das Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium. Der Workshop (in der Zeit vom 01. bis 03.12.2003) ist kombiniert mit dem zweiten Plenum Treffen des Europäischen Flächenrecycling Netzwerkes CABERNET (Concerted Action on Brownfield and Economic Regeneration Network). Dass diese Tagung in Erfurt stattfindet, ist auch ein Verdienst des neuen Studiengangs Flächen- und Stoffrecycling an der FH Nordhausen, die diese Fragestellung und Lösungsmöglichkeiten insbesondere in und für Thüringen in den Blickpunkt gerückt hat.

Der Workshop wird in der Zeit vom 01. bis zum 03.12.2003 in Zusammenarbeit mit der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen in Erfurt ausgerichtet. Mehr als 100 Experten aus Deutschland, dem übrigen Ost- und Westeuropa sowie den USA wollen wissenschaftliche Erkenntnisse und Konzepte diskutieren und vorstellen, wie Lösungen für alte Industriebrachen aussehen können. Ab dem 03.12.2003 steht das zweite Plenum der europäischen Expertengruppe CABERNET an. In diesem Netzwerk arbeiten Vertreter aus einer Vielzahl gesellschaftlicher Bereiche, die von Industriebrachen betroffen sind, fachübergreifend zusammen. Grundstückseigentümer und -makler sind ebenso vertreten wie Stadt- und Landschaftsplaner, Umwelt- und Finanzexperten sowie Bürgervertreter.

 

In Zeiten von Strukturwandel und wirtschaftlicher Stagnation schließen immer mehr Betriebe - zurück bleiben ungenutzte Flächen. Oft sind der Abriss alter Gebäude, die Aufbereitung der Flächen und die Sanierung der vorhandenen Infrastruktur den Investoren zu teuer. Sie bauen lieber auf der "Grünen Wiese". Diese werden aber in Deutschland knapp, denn obgleich die Bundesregierung die Inanspruchnahme von Fläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke von derzeit täglich 117 ha bis auf 30 ha im Jahre 2020 verringern will, sind die Folgen bereits heute allerorten sichtbar: intakte Naturlandschaft wird zersiedelt, während die Gebiete um die Industriebrachen herum sozial und wirtschaftlich verkommen.

 

Die demographischen, volks- und betriebswirtschaftlichen Umbrüche führen zudem dazu, dass es für Kommunen immer schwieriger wird, Investoren anzuziehen. Gerade in Klein- und Mittelstädten insbesondere in Ostdeutschland gilt: Menschen und Arbeit gehen, die Brachen als Zeugnis der Vergangenheit bleiben. Hier sind Strategieansätze gefragt, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Insbesondere muss ein aktives Flächemanagement kombiniert werden mit Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik, um die öffentliche Aufgabe des Flächenmanagements mit den öffentlichen Ausgaben im Bereich der Arbeitsmarktpolitik zu kombinieren.

 

Wie dies geschehen könnte, wird auf dem Workshop vorgestellt. Ob Brachflächenmanagement im Rahmen von Stadtumbau Ost oder im Rahmen von Arbeitsförderungs- und Arbeitskräftequalifizierungsmaßnahmen, fortschrittliche Ansätze sollen den Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung Impulse zur Entwicklung eigener Strategien und zukunftsfähiger Lösungen geben.

 

Gleichzeitig soll davor gewarnt werden, Flächenentwicklung einseitig nach möglichen Strukturhilfemitteln auszurichten. Denn: Wo sich Raum- und Wirtschaftsstrukturen ändern, ändern sich Flächennutzungen. Flächenentwicklung muss deshalb Flächenrecycling zum Flächenmanagement vereinen und zukunftssicher sein. Strukturwandel aktiv gestalten heißt auch: Die Brachen von heute dürfen nicht wieder zu den Brachen von morgen werden. So wird z. B. aus Erfahrungen aus den USA zu berichten sein, wo erst in junger Vergangenheit erschlossene Flächen heute bereits nicht mehr ausreichend genutzt werden können und städtebauliche Probleme bereiten.

 

Es werden aber auch best-practice Projekte zum Brachflächenrecycling vorgestellt und beispielhafte regionale Managementansätze aus dem Ausland präsentiert. Die traditionelle Bergbauregion in Nordfrankreich setzt gezielt und erfolgreich auf die Strukturhilfe von der EU und von der französischen Zentralregierung, um das Brachflächenproblem ganzheitlich anzugehen. Ein eigener Vortragsblock versucht, konkret die Schnittstelle aus der Wiedernutzung von Industriebrachen und dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung aufzuzeigen. Was bedeutet es für Menschen, in Landstrichen zu leben, aus denen die meisten Leute davonziehen und verlassene Grundstücke zurücklassen? Welche Konsequenzen haben Brachflächen auf die Wirtschaftskraft bzw. wie kann Brachflächenrecycling zur wirtschaftlichen Gesundung beitragen?

 

Die Veranstaltung steht ganz im Zeichen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren. Denn eines liegt auf der Hand: Das Problem mit alten Industriebrachen ist nur dann in den Griff zu bekommen, wenn alle Akteure zusammenarbeiten.

 

Pressemitteilung 70/2003