Rohstoff "Fläche" - begrenzte Ressource wie Kohle und Erdöl

Nordhausen (FHPN) Die Notwendigkeit zur Minimierung des Flächenverbrauchs, insbesondere in Deutschland, verdeutlichte die Auftaktveranstaltung der Arbeitsgruppe "F3" der FHN. Die Tagung mit dem Thema "Umweltkommunikation - Brachflächenreaktivierung", die am 05.April 2001 in der FH Nordhausen stattfand, beleuchtete dabei auftretende Hemmnisse und bereits erste Lösungsansätze. Der Rektor der FHN, und Initiator der Veranstaltung, Prof. Dr. Christian C. Juckenack, konnte Experten aus ganz Deutschland und viele Interessierte aus der Region begrüßen.

Herr Sippel vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt plädierte den Flächenverbrauch von derzeit 1,2 Mill m2 (dies entspricht ca. 200 Fußballfeldern) auf 300 000 m2 täglich zu minimieren. wie es auch der Sachverständigenrat für Umwelt fordert.

Der ungebremste Flächenverbrauch rangiert laut Umweltbundesamt hinter dem Thema Lärm mittlerweile als zweitwichtigstes Umweltproblem in Deutschland. Wenn diese Entwicklung so fortschreitet, wären in ca. 120 Jahren keine freien Flächen in Deutschland mehr vorhanden.

 

In der Podiumsdiskussion zeigte sich, dass die Sanierung von Brachflächen kein auf Thüringen beschränkter Problemkreis ist, sondern eine weltweite Problematik darstellt. Herr Tomerius vom DIFU Berlin erläuterte die Aktivitäten in den USA. Obwohl dort genügend Flächen vorhanden sind, werden dort in den Ballungszentren Brachflächen wiederverwertet, um die bereits existierende Infrastruktur zu nutzen. Dies ist dort eine Kostenfrage, zudem soll die ökologische und soziale Qualität in den Städten maximiert werden.

"Kein Investor investiert in Thüringen in eine Brache, wenn er risikofreier auf die grüne Wiese bauen kann." Das war das Fazit von Herr Keller vom BDO Erfurt, der aus der Sicht der Investoren sprach. In Leipzig, so Herr Hümmeler vom dortigen Stadtplanungsamt, wurde ein Programm für Investoren als Nachnutzer entwickelt, um den steigenden Flächenverbrauch im Umland zu minimieren.

 

Seit 1998 hat Baden-Württemberg ein international einzigartiges Netzwerk von Förderprogrammen und -projekten sowie Arbeitsgruppen gebildet. Eine dieser Arbeitsgruppen stellte Herr Schrenk von der Universität Stuttgart vor. Wissenschaft, Praxis und Verwaltung arbeiten interdisziplinär zusammen (F.u.E.u.A.-Projekte: Forschung und Entwicklung und Anwendung).

 

In den dichter besiedelten Industrieländern Europas, wie Frankreich und England verfügt man über eigene Programme und Fonds zur staatlichen Unterstützung von Flächenmanagement und vor allem Flächenrecycling. Aufgaben und Probleme bei der Brachflächenreaktivierung können nicht auf Altlasten reduziert werden. Als Ziel empfehlen Wissenschafter, mit einem bestimmten Maß an genutztem Flächenbestand dauerhaft auszukommen. Voraussetzung dafür ist, dass der Rohstoff Fläche ebenso wie Gas, Öl etc. als eine endliche Ressource erkannt wird. Dies betonte auch Herr Prof. Horsch. Das Bewusstsein der Bevölkerung muss geändert werden, denn beste Erfolgsaussichten bleiben ohne Ergebnisse, wenn man den Betroffenenbezug nicht herstellt und letztlich den einzelnen Bürger aus den Augen verliert.

 

Ziel der Veranstaltung war es, eine dauerhafte Kommunikation auf mehreren Ebenen zu initiieren, um dann einen konkreten Forderungskatalog für politische Rahmenbedingungen zu formulieren. Dies wurde erreicht. So sind Folgeveranstaltungen zu den Themen " Haldenproblematik" und " Brachflächen" für den Herbst 2001 geplant.

 

Pressemitteilung 14/2001