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Hochschule Nordhausen


DORI: Ein smarter Pflanzenkorb für die Hydroponik

DORI: Ein smarter Pflanzenkorb für die Hydroponik

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Veröffentlicht am: 16. Dezember 2025


Wie eine smarte Idee aus Nordhausen zur Patentlösung wurde


Die Idee hinter DORI

Hydroponik ist ein stark wachsender Sektor der nachhaltigen Landwirtschaft. Die Technik spart bis zu 90 % Wasser, kommt ohne Pestizide aus und ermöglicht ganzjährigen Anbau – unabhängig von Böden und Wetter. Besonders in klimatisch und demografisch herausfordernden Regionen, in denen die Nahrungsmittelsicherheit nicht gewährleistet werden kann, wird diese Form des Anbaus zur Schlüsseltechnologie. Doch bisher mangelte es an geeigneten, nachhaltigen Komponenten wie Pflanzkörben. In der Technologie wird vorranging auf Marktfähigkeit und Wirtschaftlichkeit in Konkurrenz zur herkömmlichen Landwirtschaft gesetzt. Mit der Nachhaltigkeit der Hydroponikanlagen und Komponenten wurde sich bisher nur wenig auseinandergesetzt. Genau hier setzt DORI an und schließt eine technologische Lücke: Effizienz, Wiederverwendbarkeit und Automatisierbarkeit in einem Produkt.

Die Erfindung DORI entstand an der Hochschule Nordhausen im Rahmen eines praxisnahen Entwicklungsprozesses. Ziel war es, einen Pflanzenkorb zu entwickeln, der sowohl nachhaltige Materialien als auch ein hohes Maß an Automatisierbarkeit für die Effizienzsteigerung von Hydroponik-Anlagen bietet. Die Entwickler Thomas Füldner und Sascha Bicke analysierten dabei die Schwachstellen konventioneller Netztöpfe wie schwierige Reinigung, mangelnde Wiederverwendbarkeit oder unzureichende Integration in automatisierte Prozesse.

Hydroponiksysteme, bei denen Pflanzen in einem wasserbasierten Nährstoffsystem wachsen, benötigen Körbe mit spezifischen Anforderungen: Stabilität, Durchlässigkeit für Wurzeln, gute Fixierung im System – und idealerweise ein einfacher Mechanismus zur Reinigung und Wurzelentfernung.

Technisches Funktionsprinzip: Was macht DORI besonders?

DORI ist ein modularer, teilbarer Pflanzenkorb für hydroponische Kultivierungssysteme. Er besteht aus zwei trennbaren Körperhälften, einem konischen Wurzelauslass und einem Schraubverschluss mit Adapteraufnahme – wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist.

Die Konstruktion erlaubt eine einfache Befüllung mit Substrat, ein schnelles Öffnen und Reinigen sowie ein automatisiertes Entfernen von Pflanzenresten. Die Wiederverwendung ist ohne Qualitätsverlust möglich. Im Gegensatz zu herkömmlichen Netztöpfen mit starrer Gitterstruktur lassen sich die DORI-Körbe durch die Teilbarkeit ohne großen Kraftaufwand öffnen und reinigen. Die Schraubverbindung mit Adapteraufnahme ermöglicht eine Integration in automatisierte Systeme und Roboterprozesse.

Insgesamt bietet DORI im Vergleich zu marktüblichen Produkten durch seine offene Struktur und Trennbarkeit eine deutlich höhere Automatisierungsfähigkeit. Dies stellt neben seiner Wiederverwendbarkeit einen wesentlichen Vorteil für industrielle Anwendungen im vertikalen Anbau oder in geschlossenen hydroponischen Systemen dar.

© Copyright Patentmanagement Thüringer Hochschulen/Fotograf: Jens Dahlems

Technologischer Reifegrad und Entwicklung

Die DORI-Erfindung wurde bis zum Technologiereifegrad 5 (TRL 5) weiterentwickelt. Ein funktionsfähiger Prototyp wurde aufgebaut und erfolgreich in hydroponischen Testsystemen eingesetzt. Die Entwicklung umfasste mehrere Testreihen, in denen die Einsetzbarkeit und Optimierungspotenziale überprüft wurden.

Die Patentanmeldung erfolgte am 28. Februar 2024 in Deutschland unter der Patentnummer DE102024101913A1. Die Hochschule Nordhausen – insbesondere über Roberto Auer – stellte hierfür rechtliche Beratung, Finanzierung und operative Unterstützung bereit. Die organisatorische Betreuung und strategische Entwicklung wurde zudem durch das HIKE Nordhausen mit Christian Zoll und Jonas Mielke begleitet.

Anwendungsbereiche

DORI lässt sich in einer Vielzahl von Kontexten einsetzen. Dazu zählen hydroponische Produktionssysteme im professionellen Gartenbau ebenso wie vertikale Farmen und automatisierte Urban-Farming-Umgebungen. Auch im privaten Umfeld oder in Bildungseinrichtungen findet das System Anwendung, etwa im Bereich des Indoor-Gardening. Darüber hinaus sind autarke Containerlösungen denkbar – ebenso wie die Integration hydroponischer Module in bestehende Prozesse der Kreislaufwirtschaft.

DORI ist so konzipiert, dass es sowohl gewerbliche Nutzerinnen und Nutzer als auch private Anwender*innen anspricht. Das modulare Design erleichtert nicht nur die Handhabung, sondern ermöglicht auch individuell anpassbare Pflanzkörbe in unterschiedlichen Größen und Materialien.

Verwertungsperspektive und Ausblick

Die Verwertung des DORI-Patents erfolgt über die Hochschule Nordhausen. Parallel dazu wird die Forschung an der Hochschule weitergeführt, um das System sowohl technologisch als auch ökologisch weiterzuentwickeln. Ein zentraler Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung biologisch abbaubarer Varianten aus Biopolymeren, die den Einsatz nachhaltiger Materialien weiter ausbauen sollen. Darüber hinaus werden neue Körbe für den Holzanbau erprobt, die mit Substraten aus Pflanzenkohle kombiniert werden. Diese Pflanzenkohle entsteht im Pyrolyseverfahren und ermöglicht eine besonders ressourcenschonende und klimawirksame Nutzung.

Ein weiterer Entwicklungsschritt betrifft die Integration von DORI in modulare Anzuchtsysteme. Ziel ist es, die Technologie so weiterzuentwickeln, dass sie flexibel in bestehende Produktionsumgebungen eingebettet oder als Baustein neuer, automatisierter Systeme eingesetzt werden kann. Insgesamt eröffnet diese Forschungstätigkeit vielfältige Perspektiven für zukünftige Anwendungen – von professionellen Gartenbauumgebungen über nachhaltige Kreislaufprozesse bis hin zu innovativen Indoor-Farming-Konzepten.

Technische Kurzbeschreibung

Weitere technische Details zum hydroponischen Pflanzenkorb DORI – einschließlich Konstruktionsprinzip, Funktionsweise und Entwicklungsstand – sind im technischen Infoblatt des Patentmanagements Thüringer Hochschulen (PATON-PTH, TU Ilmenau) zusammengefasst. Technische Kurzbeschreibung: https://forschung-fuer-die-zukunft.de/forschungfuerdiezukunft_media/PTH07_0023_TechOffer_Hydroponischer+Pflanzenkorb_V1-p-4534.pdf


Auszeichnung

Darüber hinaus wurde der hydroponische Pflanzenkorb im Oktober 2024 von der internationalen Fachmesse „Ideen – Erfindungen – Neuheiten“ (iENA) in Nürnberg mit der Bronzemedaille für herausragende Leistungen ausgezeichnet.

© Copyright Patentmanagement Thüringer Hochschulen/Fotograf: Jens Dahlems



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