Das Verbundprojekt ELSA
Das Forschungsvorhaben „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung (ELSA)“ will Erkenntnisse zu maßgeblichen Einflussfaktoren auf das Erleben und Verarbeiten ungewollter Schwangerschaften in Deutschland sammeln sowie zu den Bedarfen der Frauen* und zur medizinischen und psychosozialen Versorgungssituation.
Um die Versorgung von Frauen* mit ungewollten ausgetragenen oder abgebrochenen Schwangerschaften weiterentwickeln und Unterstützungsbedarfe auffangen zu können, braucht es Wissen um Belastungserfahrungen sowie Bewältigungsstrategien und Folgen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die subjektive und strukturelle Bedeutung des Gesundheits- und psychosozialen Beratungssystems.
Bestehende Forschungslücken sollen geschlossen und soziale und gesundheitliche Belastungen und Ressourcen vor, während und nach ungewollten Schwangerschaften im Zeitverlauf untersucht werden.
Das multizentrische und interdisziplinäre Forschungsprojekt ELSA wird vom Bundesministerium für Gesundheit finanziert. In sechs Studienzentren (Fulda, Freiburg, Berlin, Ulm, Merseburg, Nordhausen) wird im Zeitraum von November 2020 bis Ende April 2024 mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen gearbeitet. Das Projekt wird zudem übergreifend von einem Beirat bestehend aus Expert:innen aus der Gesundheitsversorgung sowie aus den Fachgesellschaften und Beratungsverbänden begleitet.
Ziel ist es, auf Grundlage der wissenschaftlichen Daten, Schlussfolgerungen für die Verbesserung der gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung ungewollt schwangerer Frauen* zu ziehen, auf deren Basis sich das Unterstützungssystem bedarfsgerecht und effektiv weiterentwickeln lässt.
ELSA-VG an der Hochschule Nordhausen
ELSA-VG an der Hochschule Nordhausen untersucht die Perspektive von Frauen*, die aufgrund ihrer Lebenssituation mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sein können. Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen* mit Migrations- und/ oder Fluchterfahrungen, illegalisierten Frauen*, sowie Frauen*, die zum Zeitpunkt der ungewollten Schwangerschaft Gewalt in ihrer Partnerschaft erfahren haben.
Wir möchten gemeinsam aus den Interviews mit den Frauen unserer Zielgruppen Bedarfe aus ihren Lebenssituationen ableiten und Einflussfaktoren identifizieren. Untersucht wird, mit welchen strukturellen und personellen Herausforderungen sowie Belastungen sie konfrontiert waren und welche Ressourcen ihnen zur Verfügung standen.
Auf Basis ihrer individuellen Erfahrungen sollen bestehende Angebote sowie eventuelle Zugangsbarrieren und Versorgungslücken im psychosozialen und medizinischen Unterstützungssystem erfasst werden.
Durch unseren wissenschaftlichen Beitrag wollen wir die Bundes- und Landespolitik sowie Institutionen und Einrichtungen dabei unterstützen, die Versorgung ungewollt schwangerer Frauen* nachhaltig zu verbessern.
Methoden
1. Standardisierte Querschnittsbefragung
Unser Projektteam führt unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Petra J. Brzank eine Querschnittsbefragung gemeinsam mit der Hochschule Fulda (Prof. Dr. Daphne Hahn), dem Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen Freiburg (Prof. Dr. Cornelia Helfferich†), der Hochschule Merseburg (Prof. Dr. Maika Böhm), der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. Christine Knaevelsrud) sowie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm (Privatdozentin Dr. Silvia Krumm) durch.
Alle Forschungszentren brachten je nach eigenem Arbeitspaket eigene Fragen in den Fragebogen ein.
2. Vertiefende qualitative Interviews
Neben der standardisierten Erhebung wurden 50 vertiefende qualitative Interviews mit den Frauen* unserer Zielgruppe geführt, um ihre individuellen Erfahrungen bestmöglich und von ihnen formuliert erfassen zu können. In den Gesprächen wurde den Interviewteilnehmerinnen die Möglichkeit gegeben, ihre Perspektive umfassend darzustellen.
Uns ist bewusst, dass die Beratungs- und Versorgungssituation dieser Frauen stark von äußeren Faktoren beeinflusst wird und durch Unterversorgung gekennzeichnet ist. Diesen ungewollt schwangeren Frauen* steht mitunter kein Zugang zu Beratung und Versorgung über die Regelversorgung zur Verfügung. Zudem ist die Versorgungslandschaft in Deutschland regional sehr unterschiedlich und ihre Zugangswege sind vielfältig sowie teils stark von den Ressourcen der unterstützungssuchenden Frauen* abhängig.
Unser Forschungsprojekt setzt hier an.
Uns ist es wichtig, die Erfahrungen und Lebenslagen der Frauen* direkt von ihnen zu erfahren, um Bedarfe vertieft zu beschreiben und damit zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Versorgungslagen insbesondere für diese Gruppen beizutragen.






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