1. August 2023


Sechs Wissenschafts- und Praxispartner widmen sich seit zwei Jahren der Fragestellung, ob ein Gemisch aus pyrolysiertem Klärschlamm und Biomasse eine nachhaltige Alternative zur Monoverbrennung regionaler Klärschlämme darstellen kann. Neben der ingenieurwissenschaftlichen Forschung werden die praxisnahen Problematiken sowie kommunalen Querschnittsthemen aus verwaltungswissenschaftlicher Perspektive untersucht.

Ende Juli wurde der zweiwöchige Aufbau der Pyrolyseanlage auf dem Gelände des Abwasserzweckverbands Bode-Wipper in Bleicherode erfolgreich beendet. Am 1. August konnte die Übergabe mit Vertretern der Politik, kommunalen Organisationen und Verbundpartnern gefeiert werden. Die Pyrolyseanlage der Hochschule Nordhausen, die einen Wert von rund 1 Mio. € hat, ist vollständig in den Arbeitsablauf der Kläranlage Bleicherode (AWZV Bode-Wipper) integriert.

Innerhalb des Projekts ist vorgesehen, das neuartige Gemisch #CarboMass, auf die Kalihalde in Sollstedt aufzubringen, um diese zu begrünen. Die Aufbereitung des Klärschlammes erfolgt durch das Pyrolyseverfahren. Im Gegensatz zur klassischen Mit- oder Monoverbrennung von Klärschlamm bleibt beim Pyrolyseverfahren der wertvolle Nährstoff Phosphor im Klärschlamm erhalten. Inwiefern dieser ohne weitere Aufbereitungsschritte in pflanzenverfügbarer Form vorliegt und wie sich die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften des Stoffes unter den Witterungsbedingungen im zeitlichen Verlauf verhalten, wird im Rahmen der anstehenden Feldversuche in Erfahrung gebracht werden.

Erste positive Befunde zur Pflanzenverfügbarkeit des gebundenen Phosphors lieferten die Pflanzversuche im Labormaßstab. Das wissenschaftliche Team der Hochschule Nordhausen (ThIWert – Thüringer Innovationszentrum für Wertstoffe) wird die Inbetriebnahme der Pyrolyseanlange weiterhin begleiten. Platz auf der Halde wird für den potenziellen Bodenersatzstoff #CarboMass durch den Partner IMM (Industrieabbrüche und Metallrecycling Menteroda GmbH) zur Verfügung gestellt. Klärschlämme werden von den Partnern AWZV Bode-Wipper und zum Vergleich zusätzlich vom Wasserverband Südharz geliefert. Der Landkreis Nordhausen stellt die Biomasse zur Verfügung und unterstützt, zusammen mit der Stadt Bleicherode, das IPMG (Institut für Public Management und Governance der HS Nordhausen) bei der Untersuchung potenzieller interkommunaler Zusammenarbeiten.

Aus ingenieurwissenschaftlicher Perspektive ein toller Erfolg, freut sich Professorin Uta Breuer: „Das Projekt #CarboMass sollte zeigen, dass Klärschlämme nachhaltig behandel- und zur nachhaltigen Nutzung verwendbar sind. Mit dem Aufbau und Inbetriebnahme der Pilot-Pyrolyseanlage ist ein wichtiger Schritt zur Einlösung dieses Versprechens geschafft worden, auf den wir stolz sind. Weitere Untersuchungen werden zeigen, ob es final möglich ist, die Kreisläufe auch mit dem Abfallprodukt Klärschlamm zu schließen.“

„Aus rechtlicher Perspektive können wir die Wiederverwertung von Klärschlämmen regional nicht lösen“, sagt Professor Elmar Hinz. „Wir können jedoch auf problematische rechtliche Rahmenbedingungen bei einer Skalierung dieser Idee aufmerksam machen und somit ein Umdenken und langfristig vielleicht auch eine Änderung der Gesetzmäßigkeiten erwirken.“

Kann also eine regionale und kreislauffähige Lösung zur Wiederverwertung von Klärschlamm gefunden werden? Gezeigt werden konnte bisher, dass die Technologie Wege für die Klärschlammverwertung aufzeigen und gangbar machen kann. Jedoch müssen in Hinblick auf die rechtliche Verankerung Lösungen auf Bundesebene entwickelt werden.

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