Aufgrund des demographischen Wandels und damit einhergehend zunehmenden Häufigkeit von chronischen Erkrankungen steht die medizinische Rehabilitation vor großen Herausforderungen hinsichtlich Prävention und verbesserten Versorgungsangeboten mit weiterentwickelten Behandlungskonzepten. Zur Bewältigung dieser Aufgaben bedarf es intensivierter interdisziplinärer Forschung – sowohl unter Einbeziehung grundlagenwissenschaftlicher Fragestellungen als auch hinsichtlich klinischer Erprobung innovativer Therapieformen.

Das Kompetenzzentrum Rehabilitationswissenschaften möchte hierzu seinen Beitrag leisten, was neben laufenden Forschungsprojekten auch Aktivitäten wie Organisation und Moderation von wissenschaftlichen Symposien beziehungsweise öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen zu relevanten Themen der medizinischen Rehabilitation beinhaltet.  

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Mitglieder

Prof. Dr. med. habil. Markus S. Bassler

Forschungsschwerpunkte Prof. Dr. med. habil. Bassler

  • Stationäre Psychotherapie
  • psychosomatische Rehabilitation
  • störungsspezifische Psychotherapie (Schwerpunkt: Angststörungen)
  • Spiritualität und Psychotherapie, Psychoanalyse und Religion
  • Interkulturelle Psychosomatische Medizin (China)

Prof. Dr. med. Andreas Seidel

Forschungsschwerpunkte Prof. Dr. med. Seidel

  • chronische Erkrankungen und Behinderung
  • ICF
  • psychische Störungen insb. Autismus, ADHS, Depressionen
  • Kindesentwicklung und Entwicklungsstörungen
  • Frühförderung

Kooperationspartner:innen

  • Prof. Dr. med. Kurt Fritzsche
    Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Freiburg
  • Prof. Dr. med. Matthias Karst
    Schmerzambulanz, Medizinische Hochschule Hannover
  • Prof. Dr. phil. Axel Kobelt-Pönicke
    Institut für Psychologie, Abt. Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Hildesheim
  • Prof. Dr. med. Volker Köllner
    Psychosomatische Rehabilitationsklinik Seehof der Deutschen Rentenversicherung Bund, Berlin
  • Dr. phil. Rüdiger Nübling
    Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen, Karlsruhe

Transgenerationale Effekte auf Familien nach Zwangsmigration. Resilienz fördernde Narrationen (Teil 2)

Forschungsfrage / Projektgegenstand:

Das transnationale Forschungsprojekt fokussiert auf transgenerationale Effekte der Zwangsmigration in russischen und ukrainischen Familien in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine.

Projektleitung:

Prof. Dr. Maria Borcsa

Co-Projektleitung (Partnerinstitution):

Dr. phil. habil. Bernadetta Janusz (Uniwersytet Jagielloński, Kraków)

Laufzeit:

07/2022 – 07/2025

Transgenerationale Effekte auf Familien nach Zwangsmigration. Was lässt sich aus Geschichte(n) lernen? (Teil 1)

Forschungsfrage / Projektgegenstand:

Das internationale und interdisziplinäre Forschungsprojekt (Medizin, Psychologie, Gesundheits- und Sozialwissenschaften, Ethnographie, Geschichte) befasst sich mit der durch den zweiten Weltkrieg ausgelösten Zwangsmigration deutscher und polnischer Familien.

Projektleitung:

Prof. Dr. Maria Borcsa

Projektmitarbeit:

  • Julia Hille
  • Paula Witzel
  • Fady Guirgis
  • Leonie Krahl

Laufzeit:

10/2020 – 12/2025

Implementierung von Praxisempfehlungen für die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation

Forschungsfrage / Projektgegenstand:

Aufbauend auf dem Projekt MBOR-P werden in diesem Projekt Praxisempfehlungen für die Durchführung der MBOR in psychosomatischen Rehabilitationseinrichtungen mit Fachleuten sowie zu rehabilitierenden Personen abgestimmt. Anschließend werden diese in den Rehabilitationseinrichtungen Celenus Psychosomatische Fachklinik Freiburg, Klinik Hüttenbühl Bad Dürrheim sowie der Klinik Taubertal Bad Mergentheim eingeführt und umgesetzt. Geprüft wird, ob die Einführung der neu abgestimmten Praxisempfehlungen dazu führt, dass die behandelten Personen erwerbsbezogene Rehabilitationsziele besser erreichen. Es werden Personen, die ihre Rehabilitation vor der Einführung der neuen Praxisempfehlungen erhalten, mit Personen, die ihre Rehabilitation nach der Einführung der neuen Praxisempfehlungen erhalten, verglichen.

Die Studie MBOR-PRIME wird gemeinsam von der Universität zu Lübeck, der Hochschule Nordhausen und drei Rehabilitationszentren durchgeführt.

Projektleitung:

Prof. Dr. med. habil. Markus Bassler

Projektmitarbeit:

Stefanie Freytag (M.Sc.), Hochschule Nordhausen

Laufzeit:

01/2024 – 12/2025

Effekt von Biomediatoren auf Verlauf und Ergebnis von interdisziplinärer orthopädisch-psychosomatischer Rehabilitation von chronischen multilokulären Schmerzsyndromen

Forschungsfrage / Projektgegenstand:

Untersuchung der Effekte von schmerzrelevanten Biomediatoren hinsichtlich Diagnostik, Verlauf und Ergebnis von interdisziplinärer orthopädisch-psychosomatischer Rehabilitation bei multilokulären chronischen Schmerzsyndromen (Chronic Widespread Pain – insbesondere Fibromyalgiesyndrom)

Laufzeit:

10/2020 – 09/2022

Organisation und Moderation von Symposien und Diskussionsforen

  • Bassler M, Köllner V (2014): Reha-Therapiestandards Depressive Störungen: Ergebnisse und Veränderungsbedarf aus Sicht der DGPPR. 24. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Karlsruhe, 12.3.2014.
  • Köllner V, Bassler M (2014): Satellitensymposium: Psychosomatik und Arbeitswelt. 22. Jahrestagung der DGPM-DKPM: „Moderne Zeiten ─ Antworten der Psychosomatik und Psychotherapie“. Berlin, 28.3.2014.
  • Bassler M, Köllner V (2015): Prozessqualität in der psychosomatischen Rehabilitation. 25. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Augsburg, 16.3.2015.
  • Bassler M, Köllner V (2015): Symposium: Konzepte in der psychosomatischen Rehabilitation. 23. Jahrestagung der DGPM-DKPM: „Psycho-Somatik – Dialog statt Dualismus“. Berlin, 27.3.2015.
  • Bassler M, Köllner V (2016): Forschung in der psychosomatischen Rehabilitation Ist-Situation und künftige Perspektiven? 25. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Aachen, 29.2.2016.
  • Bassler M, Köllner V (2016): Testpsychologische Assessments in der psychosomatischen Rehabilitation.25. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Aachen, 1.3.2016.
  • Bassler M, Grulke N (2016): Konzepte in der psychosomatischen Rehabilitation. Therapieforschung in der Reha. 24. Jahrestagung der DGPM-DKPM: „Beziehung und Gesundheit, Fortschritte in der Psycho-somatischen Medizin“. Potsdam, 18.3.2016.
  • Bassler M (2016): Workshop: Concepts of Inpatient Psychotherapy. Academic Conference of Mental Health Association. Xi´an (China), 3.7.2016.
  • Bassler M, Kobelt A (2017): Symposium: Beschwerdevalidierung in der Begutachtung und in der Rehabilitation. 26. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Frankfurt, 21.3.2017.
  • Bassler M, Köllner V (2017): Bedeutung von Kontextfaktoren für die psychosomatische Rehabilitation – eine aktuelle Positionsbestimmung. 26. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Frankfurt, 22.3.2017.
  • Bassler M, Köllner V (2017): „State-of-the-Art“-Symposium: Psychosomatische Rehabilitation. 25. Jahrestagung der DGPM-DKPM: „Psyche-Soma. Mensch-System“. Berlin, 23.3.2017.
  • Bassler M, Köllner V (2018): MBOR in der Psychosomatik – brauchen wir andere Konzepte als in der somatischen Rehabilitation? 27. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Frankfurt, 27.22018.
  • Bassler M, Köllner V (2018): Symposium: Neue Indikationsfelder für die psychosomatische Rehabilitation. 27. Rehabilitations-wissenschaftliches Kolloquium. Frankfurt, 27.22018.
  • Bassler M, Linden M (2018: Symposium: Verbitterungsemotionen bei körperlichen Erkrankungen. 26. Jahrestagung der DGPM-DKPM “Psychosomatik als Perspektive”. Berlin, 22.3.2018.
  • Bassler M, Köllner V (1919): Symposium: Effects and Perspectives of Psychosomatic Rehabilitation. 15th Congress of the European Forum for Research in Rehabilitation. Berlin, 16.4.2019. 
  • Bassler M, Köllner V (2019): Probleme der sozialmedizinischen Begutachtung in der psychosomatischen Rehabilitation – in Kooperation mit der DGPPR. 28. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Berlin, 16.4.2019.
  • Bassler M, Köllner V (2019): Rehabilitandenbefragungen als Qualitätsindikator in der psychosomatischen Rehabilitation – eine Positionsbestimmung. 28. Rehabilitationswissen-schaftliches Kolloquium. Berlin, 17.4.2019.
  • Bassler M, Köllner V (2022): Psychosomatische Rehabilitation bei Post-COVID-Syndrom: Behandlungskonzepte, erste Ergebnisse, Perspektiven. 31. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Münster, 7.3.2022.
  • Bassler M, Gutenbrunner C (2022): Welche Herausforderungen hat die Rehabilitation in den nächsten Jahren zu bewältigen?   31. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Münster, 8.3.2022.
  • Bassler M (2022): Organisation und Moderation von Expertenmeeting: Long-/Post-COVID. Berlin, 12.10.2022.
  • Bassler M, Krause S (2023): Medizinische Rehabilitation von Patient:innen mit Post-COVIDSyndrom – was hat sich bewährt, was ist zu verbessern? 32. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Hannover, 20.2.2023.
  • Bassler M, Gutenbrunner C (2023): Rehabilitation in der Ukraine – Unterstützungsprojekte und Partnerschaften? 32. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Hannover, 21.2.2023.
  • Bassler M, Dreinhöfer K, Gutenbrunner C (2023): Rehabilitative Versorgungslücken in Deutschland – ein Update. 32. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium. Hannover, 22.2.2023.
  • Bassler M (2023): Symposium: Betriebliches Eingliederungsmanagement in Deutschland – Chancen und Risiken. Jahrestagung Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM). Jena, 17.3.2023.

Wissenschaftliche Hintergründe

Die medizinische Rehabilitation wird in Deutschland in stationärer oder ambulanter Form beziehungsweise auch in Kombination beider Modalitäten durchgeführt. Die Rehabilitation, nach den Richtlinien der Gesetzlichen Rentenversicherung, hat dabei das Ziel Versicherte nach akuten oder bei chronischen Erkrankungen wieder eine Teilhabe am Erwerbsleben zu ermöglichen. Für diesen Zweck steht ein differenziertes Spektrum von rehabilitativen Angeboten zur Verfügung, was je nach Indikation von multimodaler stationärer oder ambulanter Rehabilitation bis hin zu speziellen beruflichen Fördermaßnahmen reichen kann. Oberstes Prinzip ist dabei, vor der Gewährung einer Rente zunächst zu versuchen, eine bereits eingetretene oder drohende Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit zu beseitigen oder so weit zu lindern, dass ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben verhindert oder aufgeschoben werden kann („Reha vor Rente“).

Wegen der besonderen medizinischen wie auch gesundheitsökonomischen Tragweite von chronischen Erkrankungen gewinnen Prävention und medizinische Rehabilitation für eine effiziente Gesundheitsversorgung zunehmend an Bedeutung. Bei den Prozessen, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Erkrankungen maßgeblich sind, haben psychische beziehungsweise psychosomatische Faktoren nachweislich einen großen Anteil, weshalb sich speziell die psychosomatische Rehabilitation zu einer tragenden Säule der psychosozialen Versorgung in Deutschland entwickelt hat.

Die medizinische Rehabilitation gehört in Deutschland zu den bestuntersuchten medizinischen Versorgungsbereichen, wozu neben den Qualitätssicherungsprogrammen der Deutschen Rentenversicherung auch die enge Zusammenarbeit der Rehabilitationseinrichtungen mit regionalen beziehungsweise überregionalen Forschungsverbünden maßgeblich ihren Anteil hat. In umfangreichen jährlich erscheinenden Publikationen, die einer breiten (Fach-) Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich sind (z. B. über verschiedene Internetportale der Deutschen Rentenversicherung Bund), werden alle wesentlichen Leistungs- und Versorgungsdaten der Deutschen Rentenversicherung dargestellt.

Im Jahr 2021 führte die Deutsche Rentenversicherung insgesamt 1.018.129 medizinische Rehabilitationen durch. Davon entfielen speziell auf die stationäre psychosomatische Rehabilitation 140.921 und auf die ambulante psychosomatische Rehabilitation 9 262 Fälle. Dabei stellen die affektiven Störungen mit rund 56 % die häufigste Erstdiagnose dar, gefolgt von den neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen mit 31 %. Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt 165.824 Erwerbsminderungsrenten ausbezahlt, anteilig davon rund 41,5% wegen psychischer beziehungsweise psychosomatischer Erkrankungen.

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