750.000 Euro für Erforschung wiederverwendbarer Gipsbauprodukte an der Hochschule Nordhausen

Medieninformation des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft

vom 30. Juni 2021

 

Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee übergab den Förderbescheid über 750.000 Euro an Prof. Dr. Ariane Ruff, Leiterin des Thüringer Innovationszentrums für Wertstoffe an der Hochschule Nordhausen (Foto: Tina Bergknapp)

Die Übergabe fand in den Räumen des ThIWert statt (Foto: Tina Bergknapp)

Prof. Dr. Ariane Ruff freut sich über die Förderung für das Projekt "ZerMoGips" (Foto: Tina Bergknapp)

Mit dem Forschungsprojekt „ZerMoGips“ will die Hochschule Nordhausen in den nächsten zwei Jahren wiederverwendbare Gipsbauprodukte erforschen und entwickeln. Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee übergab heute den Förderbescheid über 750.000 Euro an Hochschulpräsident Prof. Dr. Jörg Wagner. „Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schonung der natürlichen Gips-Ressourcen und damit der Umwelt. Es ist ein Schub für die Wertstoffwende im Baubereich und wird ein zentrales Thema im Thüringer Forschungsverbund ‚Nachhaltiges Bauen und Ressourcenmanagement‘“, so Tiefensee. ZerMoGips ist eines von vier Forschungsvorhaben des Verbundes, die Rahmen des Maßnahmenpakets Innovationspotenzial mit 3 Millionen Euro durch das Land gefördert werden.

Gut die Hälfte des Gipsbedarfs in Deutschland – rund sechs Millionen Tonnen – wird aktuell als Nebenprodukt (sog. „REA-Gips“) aus der Kohleverstromung in Kohlekraftwerken gewonnen, nur etwa fünf Millionen Tonnen werden in Steinbrüchen abgebaut. Mit dem bis 2038 vorgesehenen Kohleausstieg und dem Wegfall von REA-Gips als Nebenprodukt der Kohlegewinnung stehen die Entwicklung marktfähiger Gipsersatzstoffe sowie das Gipsrecycling weit oben auf der Agenda. Das Projekt „ZerMoGips - Entwicklung von zerstörungsfrei rückbaufähigen, wiederverwendbaren Gipsbauprodukten zur Erstellung variabler, modularer Nutzungseinheiten“ – hat das Ziel, zerstörungsfrei rückbaubare Gipsprodukte zu erarbeiten, die wiederverwendbar sind – von der Konzeption, Herstellung und Prüfung bis zur Anwendung als modulare Bauteile. Die direkt wiederverwendbaren Gipsprodukte stellen eine Ergänzung zum Gipsrecycling dar, das aufgrund der erforderlichen Sammel-, Aufbereitungs- und Transportprozesse mit CO2-Emissionen verbunden und energieintensiv ist. Damit tragen sie zur Deckung des Gipsbedarfs bei gleichzeitiger Schonung etwa des Südharzer Gipskarstgebietes bei, in dem die Hälfte der nationalen Gipsressourcen lagert.

ZerMoGips ist eines von vier kooperativen Forschungsvorhaben des Verbundes „Nachhaltiges Bauen und Ressourcenmanagement“, die sich mit der Gesamtproblematik „Alternativen zum Abbau von Naturgips und Schließung der Versorgungslücke durch den Wegfall von REA-Gips aus der Kohleverstromung“ beschäftigen und eng miteinander verknüpft sind. Am Verbund beteiligt sind vier Thüringer Forschungseinrichtungen: das F.A.Finger-Institut für Baustoffkunde (FIB) der Bauhaus-Universität Weimar, die Materialforschungs- und Prüfanstalt (MFPA) Weimar, das Institut für Angewandte Bauforschung (IAB) Weimar sowie das Thüringer Innovationszentrum Wertstoffe (ThIWert) an der Hochschule Nordhausen. Mit rund 300 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in diesen Einrichtungen verfügt Thüringen über eine deutschlandweit einmalige Forschungsdichte in diesem Bereich. Kernthemen sind etwa die Erforschung alternativer Baustoffe, die Entwicklung von Rückführungskonzepten und Recyclingverfahren, das Einsparen z.B. von Gips durch neue hybride Bauprodukte und die Funktionalisierung von Werkstoffen und Bauteilen sowie die natur- und landschaftsgerechte Gestaltung der Bergbaufolgelandschaften. „Thüringen verfügt als wichtigstes Gipsabbaugebiet in Deutschland über praktische Expertise und hat in Nordhausen (Recycling) und Weimar (Ersatzbaustoffe) in den vergangenen Jahren erhebliche Forschungskompetenzen aufgebaut“, so Tiefensee. Im Rahmen des 2020 aufgelegten Maßnahmenpakets „Innovationspotenzial“ stellt das Land 6 Millionen Euro bereit, um den Forschungsverbund weiter zu stärken. Die Hälfte der Mittel fließt in die vier kooperativen Forschungsvorhaben; weitere drei Millionen Euro stehen für benötigte Forschungsflächen an der Hochschule Nordhausen zur Verfügung. Hierbei ist geplant, bereits für das Thüringer Innovationszentrum Wertstoffe“ (ThIWert) angemietete Flächen zu erwerben.

Das Land habe bereits frühzeitig in die Forschung investiert, um die Wertstoffwende voranzutreiben und etwa beim Gipsrecycling eine Vorreiterrolle einzunehmen, so Tiefensee. Seit 2018 entwickelt und testet das mit 6,5 Millionen Euro geförderte „Thüringer Innovationszentrum Wertstoffe“ (ThIWert) an der Hochschule Nordhausen in Kooperation mit der Bauhaus-Universität sowie dem Institut für Angewandte Bauforschung (IAB) in Weimar Technologien für eine nachhaltige Wertstoff- und Kreislaufwirtschaft. In diesem Kontext konnten auch diverse Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Bundes – u.a. bei der BMBF-Initiative „WIR! Wandel durch Innovation in der Region“ für das Bündnis „Gipsrecycling als Chance für den Südharz“ – eingeworben werden. Auf einem erfolgreichen Weg im Rahmen der zweiten WIR-Förderrunde befindet sich das von MFPA Weimar koordinierte Bündnis Ressourcenmanagement für nachhaltiges Bauen „renat-BAU“. Das Vorhaben wurde bisher für die Konzeptphase ausgewählt und bewirbt sich nun für die Förderung der Umsetzungsphase. „Diese Bundesförderungen hebeln die Landesinvestitionen um ein Vielfaches“, so Tiefensee.