HSN cares: Hochschule Nordhausen stellt kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung

In einem innovativen Pilotprojekt setzt sich die Hochschule Nordhausen gegen Benachteiligung und Tabuisierung ein

Zu Beginn des Wintersemesters startet an der Hochschule Nordhausen das Pilotprojekt „HSN cares“ (Fotos: Tina Bergknapp)

Zu Beginn des Wintersemesters startet an der Hochschule Nordhausen das Pilotprojekt „HSN cares“ (Fotos: Tina Bergknapp)

Zu Beginn des Wintersemesters startet an der Hochschule Nordhausen das Pilotprojekt „HSN cares“ (Fotos: Tina Bergknapp)
Zu Beginn des Wintersemesters startet an der Hochschule Nordhausen das Pilotprojekt „HSN cares“ (Fotos: Tina Bergknapp)

„Tampons dealen“ auf dem Schulhof, Campus, Arbeitsplatz? Viele menstruierende Personen kennen diesen Begriff und vor allem die Situation dahinter: Der Zyklus startet, die Blutung setzt ein und dann kommt es vor, dass man an diesem Tag nichts dabeihat. Aber anstatt selbstverständlich andere nach einem Tampon oder einer Binde zu fragen, wird geflüstert und das dringend benötigte Objekt nicht selten heimlich von A nach B gereicht. Daher der Begriff „dealen“. Sicherlich gehen nicht alle so mit dieser Situation um; dennoch wird deutlich, dass das Thema „Menstruation“ nach wie vor ein Tabuthema ist. An der Hochschule Nordhausen soll sich das ändern!

Als eine der ersten Hochschulen in Thüringen stellt die HSN im Wintersemester 2022/23 mit der Aktion „HSN cares“, die in Kooperation mit dem Berliner Unternehmen „einhorn products“ ins Leben gerufen werden konnte, Binden und Tampons kostenfrei zur Verfügung.

Dabei steht im Fokus, Menstruierende und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen, Solidarität zu zeigen, Benachteiligungen abzubauen und die Menstruation aus der Tabuzone zu holen.

Die Verantwortung, jederzeit auf eine einsetzende Menstruation vorbereitet zu sein, wird noch immer allein in die Hände von menstruierenden Personen gelegt. Genauso wie die Erwartung, die Finanzierung dieser Produkte individuell zu tragen. Studien beschreiben diesbezüglich sogar das Phänomen der „peroid poverty“, sich also Menstruationsprodukte nicht leisten zu können, was auch Studierende betreffen kann.

Die Diversitätsbeauftragte der Nordhäuser Hochschule, Prof. Dr. Sabrina Schramme, erläutert weiter: „Die individuelle Verantwortlichkeit, die sogar Auswirkungen auf die Teilhabe an Studieninhalten haben kann, benachteiligt menstruierende Personen gegenüber nicht menstruierenden Personen. Selbst sehr gut organisierte Menschen vergessen einmal etwas. Zudem existieren vielfältige Gründe dafür, dass der Zyklus unregelmäßig verläuft oder sich verschiebt (Stress, Krankheiten, Abstillen, Wechseljahre etc.). Dies sollte jedoch, insbesondere im Bildungskontext, keinen Nachteil darstellen. Deswegen möchte die Hochschule Nordhausen sicherstellen, dass ihre Angehörigen wissen, dass notfalls für sie gesorgt ist. Die Menstruation geht in einer solidarischen Gesellschaft alle etwas an.“

„Fragen der Gleichberechtigung betreffen ganz verschiedene Lebensbereiche, die auch von einer Hochschule mitgestaltet werden sollten. Die Einführung kostenloser Periodenprodukte ist ein Schritt auf diesem Weg“, ergänzt die Gleichstellungs- und Familienbeauftragte Prof. Dr. Sabine Seibold-Freund.

Um eine möglichst gute Erreichbarkeit der Produkte für alle Menstruierenden zu gewährleisten, stattet die Hochschule im Pilot-Projekt insbesondere ihre barrierefreien und All-Gender-WCs aus.

„Vorhin habe ich eines der ersten liebevoll gestalten Körbchen auf einem der WCs gesehen. Das ist ein wertschätzendes Signal der Hochschule und eine tolle Idee finde ich - und auch viele meiner Kommiliton:innen“, berichtet Studentin Rebekka.

Initiiert wurde das Projekt von Christiane Oeftiger (Hochschulmitarbeiterin im Projekt Prof X) zusammen mit der Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof. Dr. Cordula Borbe, der Diversitätsbeauftragten Prof. Dr. Sabrina Schramme in Kooperation mit der Gleichstellungs- und Familienbeauftragten Prof. Dr. Sabine Seibold-Freund sowie engagierten Studierenden der Hochschule Nordhausen.