Turmuhr wieder instand gesetzt - modernste Technik unterstützt altes Uhrwerk

Seit 1956 schlug die Turmuhr auf dem Audimax der Fachhochschule Nordhausen für die Studenten auf dem Weinberghof. Doch ausgerechnet der Zahn der Zeit nagte an dem Uhrwerk, so dass der vertraute Glockenklang seit 2007 ausblieb.

Konrad Linke (3. von rechts) im Kreise der Gratulanten

„Uhrmachermeister Richard Meyer - Turmuhrenbauanstalt Magdeburg“ verkündet heute noch ein stolzes Messingschild auf dem zentnerschweren Uhrwerk den Namen des Erbauers. Seit 1956 wussten erst die Studenten der Ingenieurschule für Landtechnik und seit 1998 deren Nachfolger von der Fachhochschule Nordhausen, welche Stunde ihnen geschlagen hatte. Die rein mechanisch funktionierende Uhr bildete mit ihrem halbstündlichen Glockenschlag das akustische Wahrzeichen des Weinbergs. Über 50 Jahre lang kletterte wöchentlich ein Hausmeister in das enge Türmchen, um die schweren Gewichte aufzuziehen. Dennoch lief die Uhr nie so ganz genau. Insbesondere die großen Temperaturunterschiede in luftiger Höhe machten das Uhrwerk ungenau. Zunehmend ging zudem die Synchronität zwischen dem Ziffernblatt und dem Glockenschlag verloren. Seit 2007 stand das Uhrwerk dann ganz still. Mit dieser Stille wollte sich ganz besonders einer nicht abfinden, der den größten Teil seines Lebens auf dem Weinberghof verbracht hatte.

Konrad Linke, Nordhäuser Elektroingenieur, arbeitete schon in der Ingenieurschule für Landtechnik als Dozent auf dem Weinberghof. Nach deren Schließung 1990 wurde er  Berufschullehrer. Doch schon wenige Jahre später kehrte er auf den Weinberg zurück, als eine Stelle als Techniklehrer am Staatlichen Studienkolleg der Fachhochschule Nordhausen frei wurde. Seitdem steckte er viel Freizeit in das alte Uhrwerk. Ihn ärgerte der Stillstand der Uhr am meisten. Seit 2007 tüftelte der Techniker gemeinsam mit einer Gruppe Studierender an einer dauerhaften Generalüberholung der Uhr. Besondere Schwierigkeiten bereitete naturgemäß die Ersatzteilbeschaffung. Doch Linke meisterte alle Probleme und konnte so heute mit berechtigtem Stolz die Uhr wieder in Betrieb setzen. Ganz Ingenieur hat er zusätzlich ein paar besondere Neuerungen rund um das alte Uhrwerk eingebaut. Die schweren Gewichte werden zukünftig von einem Elektromotor automatisch wieder nach oben gezogen, so dass den Hausmeistern zukünftig der wöchentliche Aufstieg erspart bleibt. Wann es für den Elektromotor soweit ist, die Gewichte hoch zu ziehen, erfährt dieser von zwei Lichtschranken. Deren Lichtsignale werden unterbrochen, sobald sich die Gewichte zu weit abgesenkt haben. Damit die Uhr zukünftig auch nur zur rechten Stunde schlägt, wurde zusätzlich ein durch DCF-Signal gesteuertes Funkwerk eingebaut, welches als Taktgeber fungiert. Dieses stellt zugleich die absolute Synchronität zwischen dem Ziffernblatt und dem Glockenschlag sicher.

Im Beisein von Fachhochschulpräsident Jörg Wagner und dem Leiter des Staatlichen Studienkollegs, Lutz Herfurth, nahm der „Uhrmensch“, wie Ingenieur Linke sich selber scherzhaft bezeichnet, nun sein Werk in Betrieb.

 

Nr. 004/2010 vom 25.02.2011